Während einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem israelischen Außenminister Gideon Sa'ar in Tel Aviv bekräftigte die Hohe Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, Kaja Kallas, das Engagement der Europäischen Union für die Sicherheit Israels und betonte die Notwendigkeit von Verhandlungen zur Deeskalation des anhaltenden Konflikts. Ihr Besuch findet vor dem Hintergrund erneuter Gewalt nach dem Scheitern des Waffenstillstands zwischen Israel und der Hamas statt, eine Situation, die sie als „entsetzlich“ bezeichnete.
Produzent: EC, Audiovisueller Dienst Europäische Union, 2025
Kallas begann ihre Rede mit der Verurteilung eines jüngsten Angriffs auf einen Rabbiner in Frankreich und bekräftigte damit die Null-Toleranz-Haltung der EU gegenüber Antisemitismus. Sie erinnerte zudem an das Treffen des Assoziationsrates EU-Israel, das einen Monat zuvor stattgefunden hatte, und betonte die starken Handels- und Technologiepartnerschaften zwischen beiden Ländern.
Ihr Besuch wurde jedoch von der sich verschärfenden humanitären Krise in Gaza und dem ungewissen Schicksal der von der Hamas festgehaltenen Geiseln überschattet. Sie drückte den Opfern und ihren Familien ihr tiefes Mitgefühl aus und erklärte: „Gewalt schürt weitere Gewalt. Wir erleben gerade eine gefährliche Eskalation.“ Sie bekräftigte Israels Recht auf Selbstverteidigung, mahnte aber gleichzeitig zu Verhältnismäßigkeit bei Militäreinsätzen und warnte vor Aktionen, die die regionalen Spannungen verschärfen könnten, insbesondere vor israelischen Angriffen auf Syrien und den Libanon.
Kallas bekräftigte die Bereitschaft der EU, humanitäre Hilfe zu leisten und Wiederaufbauinitiativen im Gazastreifen zu unterstützen. Sie verwies auf Gespräche mit arabischen und islamischen Führern in Kairo über den arabischen Plan für die künftige Verwaltung und den Wiederaufbau des Gazastreifens und deutete an, dass die EU diesen Plan als tragfähige Grundlage für Fortschritte ansieht.
In Bezug auf den Iran waren sich Kallas und Sa'ar einig, dass Teheran eine große Bedrohung für die regionale und globale Stabilität darstellt. Sie verurteilte die iranische Unterstützung des russischen Krieges in der Ukraine und bekräftigte die entschiedene Ablehnung der EU gegenüber den iranischen Atomambitionen.
Q&A-Highlights: Die Rolle der EU und parallele Konflikte
Während der Fragerunde wurde Kallas gefragt, ob die EU den politischen Willen und die Fähigkeit habe, die Zukunft Gazas mitzugestalten. Sie bekräftigte, dass die EU den Konflikt als dringendes Problem ansehe und jegliche Rolle der Hamas in der Gaza-Regierung ablehne. „Die Probleme unserer Nachbarn heute sind unsere Probleme morgen“, erklärte sie und signalisierte damit das Engagement der EU für langfristige Stabilität.
Auf die Frage, ob ihr Aufruf zu Verhandlungen in Gaza auch auf den Krieg der Ukraine mit Russland anwendbar sei, zog Kallas eine klare Unterscheidung. „Russland hat die Ukraine brutal angegriffen und ihre territoriale Integrität verletzt“, sagte sie und betonte, die Ukraine verteidige sich gegen einen Aggressor, während die Situation in Gaza einen anderen diplomatischen Ansatz erfordere.
In Bezug auf das israelische Vorgehen in Syrien äußerte Kallas Bedenken hinsichtlich einer möglichen Radikalisierung. Sie räumte zwar Israels Sicherheitsbedenken ein, wies aber darauf hin, dass anhaltende Militäroperationen in Syrien unbeabsichtigt den Extremismus anheizen und letztlich den Interessen Israels zuwiderlaufen könnten.
Kallas' Besuch unterstrich den Balanceakt der EU: Sie unterstützt Israels Sicherheit und setzt sich gleichzeitig für humanitäre Hilfe und diplomatische Lösungen ein. Angesichts der sich verschärfenden Krise im Gazastreifen war ihre Botschaft klar: Verhandlungen bleiben der einzig gangbare Weg nach vorn.