Groß angelegte Zerschlagung eines kriminellen Parallelbankennetzwerks erschüttert Europas illegale Finanzinfrastruktur
In einer koordinierten internationalen Operation, unterstützt von Europol, haben Strafverfolgungsbehörden in Österreich, Belgien und Spanien ein ausgeklügeltes kriminelles Parallelbankennetzwerk zerschlagen, das Millionen illegaler Finanztransaktionen für organisierte Kriminalität ermöglichte, die in Migrantenschmuggel und Drogenhandel verwickelt waren. Die Operation, die am 14. Januar 2025 durchgeführt wurde, gipfelte in der Festnahme von 17 Personen und der Beschlagnahmung von Vermögenswerten im Wert von über 4.5 Millionen Euro.
Diese Maßnahme stellt einen bedeutenden Meilenstein in den laufenden Bemühungen im Rahmen des Zyklus der Europäischen multidisziplinären Plattform gegen kriminelle Bedrohungen (EMPACT) dar, der sich gegen die drängendsten Formen schwerer und organisierter Kriminalität in der EU richtet.
Von Migrantenschmuggel bis Geldwäsche: Ein Netz der Kriminalität entwirrt
Die Ermittlungen zum Parallelbankennetzwerk begannen im Anschluss an zwei frühere Operationen gegen Migrantenschmuggler, über die am 4. Juli und 13. August 2023 berichtet wurde. Im Zuge dieser Ermittlungen deckten die Behörden digitale Beweise auf, die auf die Beteiligung einer separaten Finanzinfrastruktur hinwiesen, die von diesen Schmugglern genutzt wurde, um illegale Gelder unentdeckt über Grenzen zu schaffen.
Europols Experten für Finanzkriminalität arbeiteten gemeinsam mit nationalen Ermittlern an der Verfolgung dieser Spuren und stießen schließlich auf eine weitverzweigte Geldwäscheorganisation mit Niederlassungen in mehreren europäischen Ländern. Diese Gruppe bot Dienstleistungen wie informelles Bankgeschäft nach dem Hawala-Prinzip, Bargeldkurierdienste, den Austausch von Kryptowährungen und Parallelbanking an – Dienstleistungen, die typischerweise von kriminellen Netzwerken genutzt werden, um die Herkunft ihrer illegalen Erträge zu verschleiern.
Ein transnationales Netzwerk, das kriminelle Märkte bedient
Die verhafteten Verdächtigen, überwiegend chinesischer und syrischer Staatsangehörigkeit, sollen zwei verschiedene Zweige innerhalb desselben Netzwerks betrieben haben: einen für arabischsprachige kriminelle Gruppen, einen für Syndikate chinesischen Ursprungs. Diese Zweige waren nicht nur voneinander getrennt, sondern auch tief in die Schattenwirtschaft ihrer jeweiligen Klientel verwurzelt.
Laut Europol ermöglichte das Netzwerk die Bewegung von illegalen Geldern im Wert von über 21 Millionen Euro. Seine Reichweite reichte über die unmittelbaren Betreiber hinaus und bewarb seine Dienste über Social-Media-Plattformen, um eine internationale Kundschaft zu gewinnen. Diese digitale Reichweite ermöglichte es der Organisation, ein breites Spektrum krimineller Unternehmen zu bedienen, darunter Drogenhändler und Menschenschmuggler.
Massive Vermögensbeschlagnahmungen spiegeln das Ausmaß der Operationen wider
Während der Operation vollstreckten die Behörden Durchsuchungsbefehle und nahmen in drei Ländern Festnahmen vor. Von den 17 festgenommenen Verdächtigen wurden 15 in Spanien in Gewahrsam genommen, jeweils einer in Österreich und Belgien. Das Ausmaß der Finanzkriminalität wurde durch das Volumen und die Vielfalt der beschlagnahmten Vermögenswerte unterstrichen:
- 206,000 Euro in bar
- 421,000 Euro auf 77 Bankkonten eingefroren
- Kryptowährung im Wert von 183,000 Euro
- Immobilienvermögen im Gesamtwert von über 2.5 Mio. Euro
- 18 Fahrzeuge im Wert von rund 207,000 Euro
- Vier Schrotflinten und Munition
- Telefone, Laptops und andere elektronische Geräte
- Luxusartikel wie Uhren, Schmuck und Designer-Accessoires
Diese Beschlagnahmungen stören nicht nur den laufenden Betrieb des Netzwerks, sondern senden auch ein starkes Signal an andere kriminelle Akteure, die für die Aufrechterhaltung ihrer Aktivitäten auf derartige Finanzinfrastrukturen angewiesen sind.
Die strategische Rolle von Europol bei der Operation
Europol spielte während der gesamten Ermittlungen und der Durchführung der Operation eine zentrale Koordinierungsrolle. Nach der ersten Entdeckung des Netzwerks durch Telefondaten aus den Fällen von Menschenschmuggel arbeiteten die Joint Cybercrime Action Taskforce (J-CAT) und die Finanzkriminalitätseinheiten von Europol eng mit den nationalen Polizeikräften zusammen.
Am Tag der Abschaltung leistete Europol operative Unterstützung durch die Entsendung von Experten in alle drei beteiligten Länder. Drei spanische Ermittler reisten mit finanzieller Unterstützung von Europol nach Belgien und Österreich, während jeweils zwei Europol-Spezialisten in diese Länder entsandt wurden. Zusätzlich wurden zwei weitere Experten nach Spanien entsandt, um die lokalen Strafverfolgungsbehörden mit technischer und strategischer Beratung zu unterstützen.
„Die heutige Operation zeigt, wie effektiv grenzüberschreitende Zusammenarbeit bei der Bekämpfung komplexer Finanzkriminalität sein kann“, sagte ein Europol-Sprecher. „Indem wir der Geldspur der Schleuser gefolgt sind, ist es uns gelungen, einen wichtigen Faktor der organisierten Kriminalität zu zerschlagen.“
Auswirkungen auf zukünftige Strategien zur Verbrechensbekämpfung
Die Zerschlagung dieses parallelen Bankennetzwerks verdeutlicht die zunehmende Raffinesse der grenzüberschreitenden Finanzkriminalität und die zunehmende Abhängigkeit krimineller Organisationen von alternativen Banksystemen außerhalb der traditionellen Finanzinstitute.
„Dieser Fall zeigt, wie eng verschiedene Formen der organisierten Kriminalität miteinander verflochten sind“, sagte Dr. Elena Martínez, Kriminologin mit Spezialgebiet Finanzkriminalität an der Universität Leuven. „Geldwäsche finanziert nicht nur Kriminalität – sie erhält ganze kriminelle Ökosysteme. Die Unterbrechung dieser finanziellen Lebensadern ist für die langfristige Sicherheit von entscheidender Bedeutung.“
Im Rahmen von EMPACT sollen die Strafverfolgungsbehörden in ganz Europa ihre Bemühungen zur Identifizierung und Zerschlagung ähnlicher Strukturen intensivieren. Der Erfolg dieser Operation unterstreicht die Bedeutung des Informationsaustauschs, der forensischen Analyse und der internationalen Koordination im Kampf gegen die organisierte Kriminalität.
Fazit: Ein Schlag für die organisierte Kriminalität – doch der Kampf geht weiter
Mit 17 Festnahmen und der Beschlagnahmung von Vermögenswerten in Millionenhöhe stellt diese Operation einen großen Erfolg für die europäischen Strafverfolgungsbehörden dar. Beamte warnen jedoch davor, dass solche Netzwerke oft wieder wachsen oder neue Formen annehmen, wenn sie nicht vollständig ausgelöscht werden.
„Der Kampf gegen Finanzkriminalität ist unaufhörlich“, sagte der Europol-Operationsleiter. „Aber jedes Mal, wenn wir eine solche Struktur zerschlagen, erschweren wir es Kriminellen, ungehindert zu agieren.“
Während die Ermittlungen fortgesetzt werden und immer mehr Einzelheiten ans Licht kommen, wird dieser Fall wahrscheinlich als Blaupause für künftige Maßnahmen zur Bekämpfung der Geldwäsche auf dem gesamten Kontinent dienen.
Die 17 Festgenommenen sind überwiegend chinesischer und syrischer Staatsangehörigkeit und stehen im Verdacht, vor allem Geldwäschedienstleistungen für Kriminelle zu erbringen. Dazu gehören Parallelbankdienstleistungen, illegales Hawala-Banking, Bargeldabholung, Bargeldkurierdienste und der Umtausch von Kryptowährungen in Bargeld. Die Geldwäscher waren in mindestens zwei Filialen tätig: eine, die sich hauptsächlich an arabischsprachige Kriminelle richtete…