Ein Anstieg von Dopamin im Striatum des Gehirns löst bei Mäusen halluzinationsähnliche Erfahrungen aus, die eine mögliche kausale Rolle für dopaminabhängige neurologische Schaltkreise bei Symptomen einer Psychose aufzeigen. Diese Ergebnisse einer neuen Studie könnten zu neuen gezielten Ansätzen zur Behandlung von Menschen mit psychotischen Störungen wie Schizophrenie führen.
Akustische und visuelle Halluzinationen – Wahrnehmungen, etwas zu hören oder zu sehen, ohne äußere sensorische Reize zu beobachten – sind zentrale Symptome psychotischer Störungen und werden von einigen als durch übermäßiges Dopamin im Gehirn verursacht angesehen. Die Bewertung der Dopamin-Hypothese der Psychose ist jedoch besonders herausfordernd, da halluzinatorische Erfahrungen oft auf Selbstauskünften beruhen, eine Fähigkeit, die Modellorganismen wie Mäusen fehlt. Infolgedessen bleibt das Verständnis, wie psychotische Störungen am besten effektiv behandelt werden können, begrenzt.
Katharina Schmack und Kollegen entwickelten ein Verhaltensmodell, um die halluzinationsähnliche Wahrnehmung bei Mäusen zu quantifizieren. Schmacket al. trainierten Mäuse, sowohl auf visuelle als auch auf akustische Hinweise zu reagieren, wodurch konditionierte halluzinationsähnliche Reaktionen erzeugt wurden, wenn die Hinweise verändert wurden. Dann demonstrierten die Autoren mithilfe von Dopamin-Sensor-Messungen und pharmakologischen Manipulationen eine Gehirnschaltungsverbindung zwischen übermäßigem striatalem Dopamin und halluzinationsähnlichen Erfahrungen bei den Mäusen.
Laut den Autoren öffnet der neuartige Verhaltensansatz die Tür für Mäuse, die als vielversprechendes translationales Modell für häufige psychotische Symptome und möglicherweise für therapeutische Ansätze auf der Grundlage einer selektiven Modulation der Dopaminfunktion verwendet werden können.
„Obwohl bei diesen Schaltkreisen noch viel zu erforschen bleibt, sind die Ergebnisse von Schmack et al. tragen zu einer wachsenden Menge an Literatur bei, die darauf hinweist, dass es neben der Funktion des striatalen Dopamins bei der Verstärkung des Lernens und der Entscheidungsfindung auch eine Schlüsselrolle bei der Neuromodulation der Wahrnehmung spielt“, schreibt Miriam Matamales in einer verwandten Perspektive.
„Dennoch wird allmählich klar, dass elegant gestaltete verhaltensneurowissenschaftliche Experimente die Lücke zwischen komplexen psychiatrischen Störungen und den ihnen zugrunde liegenden neuronalen Systemen effektiv schließen können.“
Weitere Informationen zu dieser Forschung finden Sie unter Mäuse mit halluzinationsähnlichem Verhalten geben Einblicke in psychotische Erkrankungen.
Referenz: „Striatales Dopamin vermittelt halluzinationsähnliche Wahrnehmung bei Mäusen“ von K. Schmack, M. Bosc, T. Ott, JF Sturgill und A. Kepecs, 2. April 2021, Wissenschaft.
DOI: 10.1126/science.abf4740