Alles änderte sich an einem schrecklichen Morgen Ende Februar. Der Krieg – gewalttätig, laut und erschreckend – brüllte aus dem Norden. Als ihre Nachbarschaft in Flammen stand, traf Yuliia die Entscheidung zu fliehen.
Sie und ihre Familie, einschließlich ihrer Mutter Zinaida, schlossen sich über 7.1 Millionen (Stand: 1. April 2022) Binnenvertriebenen (IDPs) im größten Land Europas an.
Gewalt „unfassbar“
Nach vier Wochen unterwegs erreichten sie die westliche Provinz Transkarpatien, hunderte Kilometer von ihrer zerstörten Heimatstadt entfernt.
Als Yuliia die entsetzlichen Bilder und Videos des Gemetzels und der Zerstörung in Bucha sah, brach sie sofort in Tränen aus und blieb eine Weile sprachlos. „Dieses Maß an Gewalt ist unfassbar“, sagte sie schließlich. „Das würde man dem Feind nicht wünschen, aber das wird man nie vergeben oder vergessen.“
Von ihren Nachbarn erfuhr Yuliia, dass nach der Abreise ihrer Familie deren Wohnung übernommen und ihr Hab und Gut geplündert wurde. Die Fabrik, in der Yuliias Mutter arbeitete, wurde durch Bomben zerstört.
Obwohl die ukrainischen Behörden die Kontrolle wiedererlangt haben, dürfen die Menschen aufgrund der Gefahr von Minen und anderen explosiven Kriegsrückständen immer noch nicht nach Hause zurückkehren.
„Das ist jetzt unser Zuhause“
Hier in Transkarpatien können sie endlich eine Pause einlegen. Zusammen mit hundert anderen Binnenvertriebenen fanden sie in einer Schule in der Kleinstadt Bushtyno eine vorübergehende Unterkunft. Freiwillige aus Deutschland, Polen und Tschechien haben ihr Bestes gegeben, um unpersönliche Klassenzimmer in gemütliche Schlafzimmer zu verwandeln. Die Sporthalle ist zu einem zentralen Warenlager für alle Notwendigkeiten des täglichen Lebens geworden.
"So hier sind wir. Das ist jetzt unser Zuhause. Wir haben alles, was wir brauchen, und freundliche Menschen helfen uns auf jede erdenkliche Weise“, sagt Yuliia. „Obwohl wir jetzt auf Matratzen auf dem Boden schlafen, fliegen keine Raketen über unsere Köpfe und mein Kind ist in Sicherheit. Das ist das Einzige, was jetzt zählt.“
Sie hofft, dass ihr Sohn keine Erinnerungen an diese schrecklichen Wochen der Angst und Flucht hat. „Wir haben nicht viele persönliche Gegenstände, aber was mir wirklich das Herz bricht, ist, dass wir kein Spielzeug für Artemko mitnehmen konnten. Er liebt Autos und hatte zu Hause viele Autospielzeuge, die er sehr vermisst, und fragt die ganze Zeit, wann er wieder nach Hause kommen kann, um damit zu spielen.
Ich möchte, dass er nur ein Kind ist, Spiele spielt und Zeit mit anderen Kindern verbringt. Wenn er ein paar Spielsachen oder ein Fahrrad haben könnte, wäre er wirklich glücklich. Und es würde mich auch glücklich machen.“
Dieser Artikel erschien zuerst auf der IOM-Website
Die UN-Migrationsagentur in der Ukraine
- Die UN-Migrationsagentur (IOM) war vor Ort und leistete Vertriebenen wie Yuliia und ihrer Familie grundlegende humanitäre Hilfe.
- Die IOM-Maßnahmen umfassen Lebensmittel, Non-Food- und Hygieneartikel, Bargeld, psychische Gesundheit und psychosoziale Unterstützung sowie die Prävention von Menschenhandel und sexueller Ausbeutung und Missbrauch.
- Über 50,000 Menschen haben seit Kriegsbeginn praktische humanitäre Hilfe von IOM in der Ukraine erhalten.