Der Grundrechtebericht der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) für 2023 bietet eine umfassende Analyse der Entwicklungen und Defizite beim Menschenrechtsschutz in der gesamten EU im Jahr 2022.
Auswirkungen der Aggression gegen die Ukraine auf die Grundrechte
Der Bericht befasst sich eingehend mit den Auswirkungen des Ukraine-Konflikts auf die Grundrechte für die EU und hebt die dabei entstandenen Herausforderungen hervor. Insbesondere die EU-Richtlinie zum vorübergehenden Schutz spielte eine entscheidende Rolle dabei, den Betroffenen Zugang zu Arbeit, Wohnraum, Sozialhilfe, Bildung und Gesundheitsversorgung zu gewähren. Allerdings handelte es sich bei der Mehrzahl der Neuankömmlinge um Frauen und Mädchen, die häufig für die Betreuung von Kindern oder älteren Familienmitgliedern zuständig waren. Der Bericht geht auf diese Bedürfnisse ein und betont die Bedeutung gezielter Unterstützung, einschließlich bezahlbarer und sicherer Wohnungen für Frauen und Kinder, geeigneter Beschäftigungsmöglichkeiten zur Verhinderung von Ausbeutung, Integration von Kindern in die allgemeine Bildung und umfassender Unterstützung für Frauen, die von sexueller Gewalt und Ausbeutung betroffen sind.
Erklärung von FRA-Direktor Michael O'Flaherty
FRA-Direktor Michael O'Flaherty betont, dass Frauen und Mädchen unschuldige Opfer der russischen Aggression in der Ukraine seien, und lobt die EU-Länder für die Bereitstellung vorübergehenden Schutzes und ihrer Unterstützung. Allerdings betont er angesichts des anhaltenden Konflikts die Notwendigkeit langfristiger Lösungen, die den Frauen besondere Aufmerksamkeit widmen.
Wichtige Grundrechtsthemen im Jahr 2022
- Steigende Kinderarmut: Der Bericht hebt die Auswirkungen der Pandemie und der steigenden Energiekosten hervor, die fast jedes vierte Kind in die Armut trieben. Es fordert die Umsetzung der in der Europäischen Kindergarantie dargelegten Maßnahmen und drängt auf die Bereitstellung von Mitteln zur Linderung der Kinderarmut, insbesondere in gefährdeten Haushalten, darunter Alleinerziehende, Roma und Migrantenfamilien.
- Weitverbreiteter Hass: Hassverbrechen und Hassreden, insbesondere im Internet, blieben auch im Jahr 2022 besorgniserregend, teilweise beeinflusst durch den Ukraine-Konflikt. Der Bericht betont die Bedeutung nationaler Aktionspläne zur Rassismusbekämpfung und fordert mehr Länder auf, konkrete Maßnahmen auf lokaler und regionaler Ebene zu entwickeln, um Rassismus wirksam zu bekämpfen.
- Schutz der Rechte in einer technologisch fortschreitenden Welt: Der Bericht befasst sich mit der wachsenden Sorge um den Schutz der Grundrechte im Zuge der Ausweitung künstlicher Intelligenz und digitaler Dienste. Sie erkennt den EU-Gesetz über digitale Dienste als Meilenstein für einen starken Rechtsschutz an und fordert seine wirksame Umsetzung. Darüber hinaus betont der Bericht die Notwendigkeit robuster Schutzmaßnahmen im vorgeschlagenen EU-KI-Gesetz.
Handlungsvorschläge und behandelte Themen
Der Bericht enthält umsetzbare Vorschläge und behandelt verschiedene Grundrechtsthemen, darunter die Nutzung der EU-Charta der Grundrechte durch die Mitgliedstaaten, Gleichheit und Nichtdiskriminierung, Bekämpfung von Rassismus und damit verbundener Intoleranz, Integration und Gleichstellung der Roma, Asyl, Grenzen und Migrationspolitik , Informationsgesellschaft, Privatsphäre und Datenschutz, Kinderrechte, Zugang zur Justiz und die Umsetzung der UN-Behindertenkonvention (CRPD).