Die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (EIOPA) hat heute einen Bericht ihrer beratenden Expertengruppe zur digitalen Ethik veröffentlicht, in der die Governance-Prinzipien der künstlichen Intelligenz (KI) für eine ethische und vertrauenswürdige KI im europäischen Versicherungssektor dargelegt werden.
Der Bericht baut auf jüngsten internationalen und EU-Entwicklungen im Bereich Digitalisierung und KI auf. Die EIOPA hat die beratende Expertengruppe einberufen, damit ein breites Spektrum von Interessenträgern zusammenarbeiten kann, um die Chancen und Risiken im Zusammenhang mit dem zunehmenden Einsatz von KI im Versicherungswesen zu ermitteln und mögliche Grenzen auszuloten, die möglicherweise erforderlich sind.
Der Bericht hebt die Verbreitung von KI im Versicherungswesen hervor. KI ermöglicht es Versicherungsunternehmen beispielsweise, detailliertere Risikobewertungen und Preispraktiken sowie effizientere Schadenmanagementprozesse durchzuführen und Versicherungsunternehmen eine effektivere Betrugsbekämpfung zu ermöglichen.
Vorteile wie Vorhersagegenauigkeit, Automatisierung, neue Produkte und Dienstleistungen sowie Kostensenkungen können beachtlich sein. Die Gewährleistung von Fairness, Nichtdiskriminierung, Transparenz und Erklärbarkeit kann jedoch eine Herausforderung darstellen: Unternehmen müssen sich diesen Herausforderungen stellen.
Die angesprochenen Themen sind angesichts der aktuellen digitalen Transformation der Branche von entscheidender Bedeutung. Die Entwicklung eines soliden KI-Governance-Rahmens ist daher für einen gut funktionierenden, vertrauenswürdigen und finanziell integrativen Versicherungssektor unerlässlich.
Der Bericht soll Versicherungsunternehmen bei der Einführung risikobasierter und verhältnismäßiger Maßnahmen unterstützen und eine Anleitung zur praktischen Umsetzung der wichtigsten Prinzipien während des gesamten Lebenszyklus einer KI-Anwendung geben. Die Anleitung ist unverbindlich und illustrativ.
Die EIOPA begrüßt die Ergebnisse der beratenden Expertengruppe und ist der Ansicht, dass sie einen sehr wertvollen Ausgangspunkt darstellen, um die Grenzen für den angemessenen Einsatz von KI in der Versicherung besser festzulegen. Die EIOPA wird diese Ergebnisse nutzen, um mögliche Aufsichtsinitiativen in diesem Bereich zu ermitteln und dabei die laufenden Entwicklungen auf EU-Ebene in Bezug auf Digitalisierung und KI zu berücksichtigen.
Hintergrund
Im September 2019 hat die EIOPA die beratende Expertengruppe als Folgemaßnahme ihrer thematischer Review zum Einsatz von Big Data Analytics in der Kraftfahrt- und Krankenversicherung, mit dem Auftrag, KI in Versicherungen aus ethischer Sicht zu untersuchen. Die thematische Überprüfung ergab einen starken Trend zu datengetriebenen Geschäftsmodellen im europäischen Versicherungsmarkt. Daten sind zu einer sehr wertvollen Ressource geworden und die Verfügbarkeit von Daten nimmt ständig zu. Die Technologie hat sich ebenfalls weiterentwickelt, und dies hat den Einsatz von KI ermöglicht, um mehr Einblicke in das Verbraucherverhalten zu gewinnen. Auch die COVID-19-Krise hat diesen Trend beschleunigt.
Die ethischen Fragen rund um Digitalisierung und KI gehen über die Versicherungsbranche hinaus. Die EIOPA erkennt an, dass es angesichts der großen Datenmengen, die von Versicherungsunternehmen in allen Teilen der Versicherungswertschöpfungskette verwendet werden, unerlässlich ist, dass Versicherungsunternehmen die umfassenderen Auswirkungen des Einsatzes von KI berücksichtigen, um Fairness und gute Verbraucherergebnisse zu gewährleisten.
